Nachdem wir uns jetzt mit dem „Nein“ und unseren „Grenzen“ beschäftigt haben, will ich euch zu unseren tagtäglich gestellten, inneren „Fragen“ mitnehmen. Radikal gesagt: Das Leben ist eine Summe deiner gestellten Fragen. Ich meine jetzt nicht was du in Suchmaschinen fragst. Ich meine Fragen die DU DIR stellst. Immer wieder. Willst du ein besseres Leben, dann stell dir bessere Fragen. Unterschreibst du das – oder löst das in dir Ablehnung aus?
Da sitzt du jetzt und weißt nicht mehr weiter. So viele Fragen in deinem Kopf, so wenige Antworten, soviel Verzweiflung, so wenig Unterstützung. Dabei ist alles noch so neu für dich, jetzt wo du endlich sagen kannst was du brauchst. Wo du dich mitteilen kannst, wo du fragen kannst… bekommst du kaum Antworten.
Manchmal, wenn du das erste Mal fragst, bekommst du eine Antwort. Aber meist verstehen die Erwachsenen deine Frage nicht. Zumindest nicht richtig. Dann fragst du weiter, so oft, bis auch die Erwachsenen endlich checken, was du wissen willst. Aber leider triffst du nicht oft auf solche Erwachsenen. Die anfängliche Freude darüber, dass du Fragen stellen kannst, ist rasch verschwunden. Wenn dein großer Bruder vorm Handy sitzt, wenn Papa mit seinem Freund redet, wenn Mama arbeitet, wenn Oma telefoniert, wenn Opa seine Ruhe haben will, … ach… haben sie keine Lust zu antworten. Du hörst dann so Sachen wie: „Jetzt ist aber genug gefragt“, „Ich hab jetzt gerade keine Zeit“, „Frag doch… mal“, „Stell dich nicht so dumm an“, „Willst du mich ärgern?“, „Ich mag jetzt nicht das 100 Mal was erklären“, „Auf ein Warum hörst du von mir nur ein Darum“, „Weil’s halt so ist“, „Nerv mich nicht“, „Keine Ahnung“…gefolgt von Augenrollen, tief durchatmen – oder was den Größeren sonst noch so einfällt.
Irgendwie weißt du nicht mehr weiter. Dabei möchtest du so vieles wissen. Wissen ist doch gut, oder? Neugierig sein? Die Welt er-forschen? Die Welt verstehen lernen? Und du hörst immer öfter die Fragen nur mehr in deinem Kopf, traust dich nicht mehr sie zu stellen, aus Angst, dass du nervst, dumm bist oder auch einfach keine Antwort erhälst. Deine inneren Fragen werden lauter – und manchmal willst auch du sie nicht mehr hören. Du lenkst dich ab, du hörst nicht zu, du stellst dir neue Fragen – die anderen sind zu unangenehm. Und ehe du dich versiehst, sind ihre Aussagen und (fehlenden) Antworten – zu deiner inneren Stimme geworden. So laut, dass du dich nicht mehr hörst. Aber das willst du auch gar nicht mehr, denn es ist wohl besser so, denn so wirst du gemocht. So gehörst du dazu. So machen es die anderen doch auch. Besser ein Fisch der mit dem Strom schwimmt, auch wenn er nie zur Quelle vordringt, oder?
Foto von Ksenia Chernaya von Pexels
Comments