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Pink Story: Pause

Aktualisiert: 4. Okt. 2021

Immer auf Anschlag, weiter, weiter, weiter – du treibst dich selbst an. Du lässt dich antreiben. Es gibt Ziele zu erfüllen, neue Berge zu erklimmen, eine endlos lange To-do Liste, die sich wie von Zauberhand immer wieder neu füllt und nie leer wird, die freien Minuten sind verplant – die Wochenenden lange im Voraus mit Aktivitäten zugepflastert. Wenn du mal unerwartet Zeit hast, dann könntest du ja noch eine extra Sporteinheit einlegen, deine Freundin anrufen um abends was trinken zu gehen, oder vielleicht doch noch was für die Arbeit tun? Du machst das alles irrsinnig gerne. Du bist halt einfach ein aktiver Mensch. Du bekommst ja soviel zurück. Es ist wichtig was du machst.


Abends bist du oft todmüde, aber einschlafen gelingt nicht immer gleich. Wenn du dann manchmal voll k.o. ins Bett fällst, hast du trotzdem morgens gleich wieder das Gefühl noch soviel erledigen zu müssen. Einfach nichts tun, das liegt dir nicht. Das fühlt sich komisch an. Produktiv sein – ja – das ist es was dich erfüllt. Oder füllt es nur deinen Tag?


Wenn du durchschnaufst und inne hälst, dann scheint es als liege die Last der Welt auf deinen Schultern, eine unbeschreibliche Schwere macht sich breit. Es wird eng, es schnürt dich ein. Dann spürst du wie müde du bist. Wie erschöpft. Wie ausgelaugt. Du hast das Gefühl lange schlafen zu müssen. Aber wann sollst du das bitte tun? Wenn du das nicht kannst – weil deine Gedanken kreisen. Wenn dein schlechtes Gewissen dich antreibt. Du wirst ja schließlich gebraucht. Und du brauchst deine Beschäftigung.


Gelegentlich meldet sich dein Körper, oft im Urlaub – oder auch davor – immer dann wenn es dir so gar nicht passt (wann passt es dir denn?). Dann hilft meist die eine oder andere Tablette. Ebenso wenn sich dieses Pochen im Kopf einschleicht, welches dann so heftig wird, dass du nicht mehr klar denken kannst. Aber du musst funktionieren – dass du krank wirst oder gar ausfällt – damit hast du nicht gerechnet, das ist im Zeitplan nicht drin. Wenn‘s dich dann so richtig erwischt, dann leidest du – an soviel mehr als an deinen körperlichen Symptomen und den Kopfschmerzen vom Kaffee-Entzug. Du leidest, weil du nicht sporteln kannst – du wirst sicher fürchterlich abbauen… du leidest, weil die Arbeit nicht weniger wird – wann sollst du das nachholen? Du leidest, weil du es dir einfach nicht leisten kannst mal nichts zu tun – wie soll das alles gehen? Du leidest, weil es ohne dich einfach nicht geht, du wirst gebraucht – deine Arbeit macht bestimmt niemand anders…


Und irgendwann bist du dann so k.o., dass du liegen bleiben musst. Nichts geht mehr. Du bist wütend, du bist traurig, du bist müde, du bist leer, du bist einsam, du fühlst dich wertlos.

Pause – Neustart?


Foto von Tara Winstead von Pexels



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