Was meinst du mit "System"?
- Sandra Maria Sabitzer
- 24. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Und warum betrifft uns das alle?
Immer wieder werde ich gefragt:Was ist eigentlich dieses "System", von dem du redest?Was genau soll das sein – und wo zeigt es sich?
Ich verstehe die Frage.Denn das System ist nichts, das man anfassen oder irgendwo abheften kann. Es steht nicht auf einem Schild und wird auch selten direkt benannt. Aber wir alle leben darin. Jeden Tag.
Was ist "das System"?
Wenn ich von "dem System" spreche, meine ich keine einzelne Person, keine Regierung und keine geheime Verschwörung. Ich meine die Strukturen, die unser Denken, unser Handeln, unsere Rollenbilder und unsere Möglichkeiten mitbestimmen. Oft so subtil, dass wir sie gar nicht mehr bemerken.
Ein paar Beispiele:
Wenn eine Frau nach der Geburt ihres Kindes "automatisch" in Karenz geht und ihr Job als zweitrangig gilt, wenn ein Mann dafür gelobt wird, dass er "mitanpackt", wenn Menschen ohne Kinder als egoistisch gelten oder Mütter als unambitioniert abgestempelt werden –dann ist das nicht Natur, sondern Kultur. Dann ist das System am Werk.
Das System legt fest, was als "normal" gilt. Was belohnt wird. Was unsichtbar bleibt. Was erwartet wird – von Frauen, von Männern, von Eltern, von Menschen.
Warum ich darüber spreche
Ich spreche über das System, weil ich weiß, wie leicht es ist, sich selbst die Schuld zu geben. Für Überforderung, für Unzufriedenheit, für das Gefühl, nicht zu genügen.
Ich habe lange geglaubt, ich müsste mich nur besser organisieren. Ich müsste geduldiger sein, ausgeglichener, gelassener. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Ich bin nicht das Problem. Und du bist es auch nicht.
Wenn wir ständig an unsere Grenzen kommen, liegt das nicht daran, dass wir zu wenig leisten. Sondern daran, dass das System unsere Realität nicht mitdenkt.
Was ich mir wünsche
Ich wünsche mir, dass wir beginnen, genau das zu sehen – und nicht länger nur uns selbst zu optimieren.
Ich wünsche mir Gespräche, die offen sind. Verständnis füreinander, auch wenn wir unterschiedlich leben. Und den Mut, Dinge zu hinterfragen, statt uns still daran anzupassen.
Das System verändert sich nicht von heute auf morgen. Aber es verändert sich, wenn wir anfangen, es zu benennen. Wenn wir Fragen stellen. Wenn wir laut sind, ehrlich bleiben und uns nicht länger klein machen lassen.
Vielleicht fragst du dich manchmal, ob du übertreibst.

Ob du zu sensibel bist, zu fordernd, zu anstrengend. Ich glaube nicht.
Ich glaube, du spürst, dass etwas nicht stimmt. Und genau das ist der Anfang von Veränderung.
Lass uns weiterfragen. Weiterdenken. Und neue Wege finden. Gemeinsam.



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