Was ich meinen Kindern nicht mehr vorlebe.
- Sandra Maria Sabitzer
- 11. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Ich bin mit bestimmten Bildern aufgewachsen.
Von einer „guten Frau“. Einer „guten Mutter“. Einer, die sich kümmert, die stark ist, die immer weiß, wo was liegt – und sich am besten selbst dabei nicht so wichtig nimmt.
Und ich bin mit einem neuen Versprechen groß geworden:
den Rollenbildern der 80er und 90er.
„Eine Frau kann alles schaffen.“
Beruf, Familie, Beziehung, Haushalt, Freundschaften – am besten gleichzeitig und mit einem Lächeln.
Es klang emanzipiert. Nach Freiheit. Nach Gleichberechtigung. Nach Feminismus!
Aber heute weiß ich:
Es war keine Freiheit – es war Überforderung mit Glitzer.
Es war eine neue Lüge in schöner Verpackung.
Denn niemand kann alles schaffen – zumindest nicht, ohne sich selbst dabei zu verlieren.
Und weil ich es so lange geglaubt habe, habe ich es auch gelebt. Ich habe mich angestrengt, alles im Griff zu haben. Stark zu wirken. Funktionierend. Liebevoll. Organisiert. Belastbar. Auch dann, wenn es eigentlich zu viel war.
Ich dachte, ich zeige damit Stärke. Aber was ich wirklich gezeigt habe, war:„Ich bin nur wertvoll, wenn ich alles schaffe.“„Ich bin nur liebenswert, wenn ich mich selbst hinten anstelle.“„Ich bin nur gut, wenn ich immer für andere da bin.“
Und dann sind da meine Kinder.
Und ich merke: Ich will nicht, dass sie genau das von mir lernen.
Ich will nicht, dass sie denken, Care-Arbeit sei unsichtbar. Ich will nicht, dass sie glauben, Frauen* müssen sich zerreißen. Ich will nicht, dass sie mit so einem Frauen- und Männerbild aufwachsen! Ich will nicht, dass sie Liebe mit Aufopferung verwechseln.
Ich will, dass sie spüren: Grenzen sind gesund. Selbstfürsorge ist kein Egoismus. Und Verantwortung gehört nicht automatisch immer den Müttern und Väter sind nicht unfähig.
Deshalb bin ich heute oft nicht mehr „die perfekte Mama“. Ich bin die, die auch mal überfordert ist. Die sich hinsetzt. Die Hilfe holt. Die sich entschuldigt. Ich bin die, die sichtbar macht, dass Sorge-Arbeit Arbeit ist. Und dass man Nein sagen darf, ohne schlecht zu sein.
Ich übe noch. Aber ich glaube: Es ist ein gutes Vorbild.
Wenn du auch manchmal das Gefühl hast, du willst Dinge anders machen – ohne genau zu wissen, wie – dann bist du nicht allein. Wir sind viele, die alte Muster erkennen und neue Wege suchen. Vielleicht nicht perfekt. Aber bewusst.
Und das macht einen Unterschied. Für uns – und für die, die nach uns kommen.
Von Herz zu Herz,
Sandra




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