Wir ticken nicht linear. Punkt.
- Sandra Maria Sabitzer
- 26. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Okt.
Ich weiß nicht, wie es dir geht – aber ich spüre es immer deutlicher.
Mein Körper verändert sich.
Meine Energie schwankt.
Meine Belastbarkeit ist nicht mehr dieselbe wie vor ein paar Jahren.
Und manchmal denke ich:„Was ist los mit mir?"
Bin ich zu schwach? Zu faul? Zu unorganisiert?
Aber dann erinnere ich mich: Ich bin eine Frau – keine Maschine.#
Mein Körper tickt zyklisch. Und das ist keine Schwäche. Das ist Biologie.
Wir leben in einer Welt, die linear funktioniert. 9-to-5. Immer gleich viel leisten. Immer gleich belastbar sein. Ob es Montag ist oder du PMS hast. Ob du gerade zwei kleine Kinder zu Hause hast oder mitten in der Perimenopause steckst – das interessiert das System nicht.
Aber: Wir sind nicht dafür gemacht, konstant gleich zu funktionieren.
Unsere Hormone verändern sich – nicht nur einmal im Monat, sondern über Jahre hinweg. In der Pubertät. Nach einer Geburt. Während der Stillzeit. Im Zyklus. In der Perimenopause. Und in der Menopause sowieso. Das betrifft alle Frauen*. Auch die ohne Kinder. Auch die mit unerfülltem Kinderwunsch. Auch die, die „noch zu jung“ erscheinen, um hormonelle Veränderungen zu spüren.
Wir sind geprägt von Schwankungen – von Natur aus. Unsere Energie, Konzentration, Kreativität, Belastbarkeit – sie fließen in Wellen. Und trotzdem leben wir in einer Gesellschaft, die erwartet, dass wir immer gleich liefern. Gleich viel arbeiten. Gleich aussehen. Gleich viel leisten. Jeden Tag.
Und wenn das nicht klappt? Dann sollen wir eben früher aufstehen. Besser atmen. Härter trainieren. Mehr Fokus-Tools nutzen. Noch eine Yoga-Session drauf. Noch eine Selbstoptimierungsstrategie.
Aber all das löst nicht das eigentliche Problem:
Wir leben in Strukturen, die für Männerkörper gemacht wurden. Für Körper, deren Hormonhaushalt alle 24 Stunden schwankt. Nicht alle 28 Tage. Oder 7 Jahre. Oder ein ganzes Leben lang.
Das ist nicht deine persönliche Schwäche. Das ist ein strukturelles Missverständnis. Und es macht müde. Es macht wütend. Es macht krank.
Ich will das nicht mehr mittragen. Ich will aufhören, mich dafür zu kritisieren, dass ich nicht linear funktioniere. Ich will mir erlauben, in Zyklen zu denken. Mich selbst zu spüren. Meine Energie ernst zu nehmen. Und andere Frauen* darin stärken, das auch zu tun.
Wenn du dich wiedererkennst – dann bist du nicht allein. Vielleicht hast du kleine Kinder und spürst trotzdem schon eine neue Phase im Körper. Vielleicht hattest du nie Kinder und wunderst dich, warum deine Leistungsfähigkeit nachlässt. Vielleicht bist du einfach nur müde vom Durchhalten.
Was wäre, wenn du dich nicht ständig anpassen müsstest – sondern dein Leben endlich deinem Rhythmus folgen würde?
Melde dich gern, wenn du dich austauschen möchtest. Es ist Zeit, dass wir aufhören, uns selbst zu optimieren. Und anfangen, uns selbst zu vertrauen.
Von Herzen,
Sandra
Buchtipps: Wenn du verstehen willst, warum du nicht „gleich“ funktionierst – und das auch nicht sollst.
Caroline Criado-Perez – Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert Pflichtlektüre! Zeigt messerscharf, wie unsere Welt für Männer geplant wurde – von Medizin über Verkehr bis Arbeitswelt.Spoiler: Frauenkörper sind die große Leerstelle in Studien, Tests, Statistiken.
Dr. Jen Gunter – The Menopause Manifesto Ehrlich, fundiert, medizinisch stark: Was in der Perimenopause und Menopause wirklich passiert – jenseits von Mythen und Diät-Wahn. Auch gut für jüngere Frauen*, um vorbereitet zu sein.
Lara Briden – Die Perioden-Werkstatt (Original: Period Repair Manual) Sehr guter Einstieg in den weiblichen Zyklus, hormonelle Dysbalancen, natürliche Rhythmen.Gibt medizinisches Wissen zurück in weibliche Hände – klar, konkret, auf Augenhöhe.
Alisa Vitti – WomanCode (englisch) Über zyklusbasierte Ernährung, Energieplanung und hormonelle Zusammenhänge. Etwas spiritueller angehaucht, aber mit vielen praktischen Tools und starkem Empowerment-Ansatz.
Nicole Brandes – Weiblich, wild & weise Verbindet Wissen über Hormone und Zyklus mit moderner Spiritualität, Körperarbeit und Frauenweisheit.Ideal für alle, die auch spüren wollen, nicht nur verstehen.
Michelle Heaton – Hot Flush. Motherhood, the Menopause and Me
Ein ehrlicher Erfahrungsbericht über das Muttersein in der Perimenopause – witzig, scharf beobachtet, sehr menschlich.


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