Ich bin nicht wütend – ich bin wach
- Sandra Maria Sabitzer
- 12. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Juni

Ich wurde neulich gefragt, warum ich so wütend bin (das werde ich übrigens öfter). Weil ich mich in einem Gespräch klar ausgedrückt habe. Weil ich unbequem war. Weil ich mir erlaubt habe, nicht zu lächeln, während ich über Ungerechtigkeit gesprochen habe.
Aber weißt du was? Ich bin nicht wütend. Ich bin wach.
Wut hat ein mieses Image. Vor allem für Frauen.
Dann heißt es schnell: hysterisch. zickig. übertrieben. unprofessionell. anstrengend. (Wenn Männer wütend sind, nennt man das: durchsetzungsstark.)
Aber:
Wut ist ein Gefühl. Und Gefühle sind nicht das Problem – das System ist es.
Wut entsteht, wenn Grenzen überschritten werden. Wenn Erwartungen auf uns lasten, die wir nie erfüllt haben wollten. Wenn wir uns seit Jahren aufreiben, anpassen, funktionieren – und dann auch noch nett dabei bleiben sollen (du schaust so viel hübscher aus, wenn du lächelst)
Wut ist nicht das Gegenteil von Liebe.Sie ist oft ihr Anfang.
Wut sagt: „So nicht mehr.“ Wut bringt Klarheit. Und manchmal ist sie der erste Schritt raus aus der Ohnmacht. Aus der Opferhaltung. Aus dem System, das uns Frauen gerne freundlich und nett sieht, klein und anpassungsfähig.
Ich lerne noch immer, meine Wut nicht zu verdrängen. Nicht zu beschönigen. Sondern ihr zuzuhören. Denn sie zeigt mir, was mir wichtig ist. Und sie hilft mir, wach zu bleiben in einer Welt, die will, dass wir weiterschlafen.
Und du? Wann warst du das letzte Mal wütend – und was wollte dir diese Wut sagen?Was würdest du tun, wenn du deine Wut nicht zähmen müsstest, sondern sie liebevoll an die Hand nehmen würdest? Ohne dabei jemanden zu verletzen (versteht sich von selbst).
Feministin* sein heißt für mich: Nicht still sein, nur weil es bequemer wäre. Nicht lächeln, nur damit sich andere besser fühlen. Sondern fühlen, was da ist. Sagen, was gesagt werden muss. Und weitergehen – mit offenen Augen.
Ich bin nicht wütend. Ich bin wach. Und das ist gut so.
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